„Es war der Vortag von Jom Kippur [des jüdischen Jahres] 5703. Die Menschen bereiteten sich vor, den hohen Tag zu empfangen, aber diesmal ganz anders als gewöhnlich: Vom frühesten Morgen an strömten die Einwohner zum Friedhof, um bei den Toten um deren Fürsprache für die Juden zu beten.“ Diese Sätze stammen aus den Erinnerungen von Jizchak Milstein, der zu den wenigen Juden aus Szydłowiec gehörte, die den Holocaust überlebten. Das Fotoalbum von Radom und Szydłowiec ist das Werk eines unbekannten Deutschen, den es in diese Städte verschlagen hatte und der dort Ansichten und Geschehnisse, deren Zeuge er wurde, fotografierte. Später ordnete er die Fotografien in ein Album ein und versah sie mit kurzen Erklärungen. In den Fotos der Juden spiegelt sich das Auge des deutschen Fotografen, das mit Anteilnahme die verzierten Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof, das Leiden der Juden, die Gestalten der Frauen und Kinder sowie deren Ermordung durch Angehörige seines Volkes betrachtet. Die in diesem Buch präsentierten, eindringlichen Fotos des Albums legen Zeugnis vom Ende zweier jüdischer Gemeinden ab, die stellvertretend für viele jüdisch geprägte Städte und Dörfer in Polen stehen.